
Geschichte
Der Ursprung der Mangalarga Marchadores geht zurück auf das Jahr 1807, als der portugiesische König mit seinem Hofstaat auf der Flucht vor Napoleon nach Brasilien übersiedelte…

Der Weg der MMs nach Europa
Ab 1987 entstanden Kooperationen und Freundschaften von deutschen mit brasilianischen Züchtern und es gab einen ersten Messeauftritt der Mangalarga Marchadores….

Eigenschaften und Gänge
In Brasilien ist der Mangalarga Marchador das Nationalpferd – das „Pferd ohne Grenzen“: Menschenbezogen, ausdauernd und leichtrittig…
GEschichte
Von Sublime zu den Marchadores…
Der Ursprung der Mangalarga Marchadores geht zurück auf das Jahr 1807, als der portugiesische König mit seinem Hofstaat auf der Flucht vor Napoleon nach Brasilien übersiedelte. Mit ihnen kamen einige der edelsten Altér Real Pferde aus königlicher Zucht. Der Prinzregent Dom Pedro I, der später der erste Kaiser von Brasilien wurde, hat uns MM-Liebhabern folgenden Gefallen getan: Er schenkte seinem Freund, dem Baron Gabriel Francisco Junqueira, der im Süden von Minas Gerais die Fazenda Campo Alegre besaß, den wunderschönen Altér Real Hengst Sublime.
Junqueira setzte ihn zur Veredlung seiner Stuten ein, hauptsächlich Abkömmlinge von Berbern und iberischen Landschlägen, die bereits zur Kolonialzeit nach Brasilien gekommen waren. So wurden auf der Fazenda Campo Alegre die Sublimes geboren, Pferde mit sehr weichen Gängen, inklusive der uns bekannten Marcha. Durch Selektion der stets im Alltag eingesetzten Pferde entstand eine Rasse, die Schönheit, Leistungsbereitschaft und Ausdauer mit weicher Gangart und sanftem Gemüt vereinte.
Als der Inhaber der Fazenda Manga Larga (wörtl. übersetzt „weitläufige Koppel“) im heutigen Bundesstaat Rio de Janeiro einige der „Sublimes“ aus Minas Gerais erwarb und sie auf Ritten vorführte, erweckten die Pferde aufgrund ihrer Eigenschaften viel Aufmerksamkeit. Es entstand eine Nachfrage nach „Mangalargas“. Die bequeme und viel geschätzte Marcha gab den Pferden später den zweiten Teil ihres Namens „Marchador“.
Im weiteren Verlauf der Zucht wurde systematisch auf die Charaktereigenschaften der Mangalargas und den weichen Gang gezüchtet, wobei zunächst jeder Züchter seine eigenen Kriterien festlegte. 1928 wurde durch den Zootechniker Paulo de Lima Corrêa eine Festlegung der Beschreibung zur Mangalargapferderasse vorgelegt. Daraufhin wurde ein Züchterrat einberufen, ein Zuchtbuch wurde vorbereitet und der erste Schritt in Richtung eines Zuchtverbandes war getan. 1934 wurde in São Paulo die Associação Brasileira dos Criadores de Cavalos da Raça Mangalarga (ABCCRM) gegründet und das Zuchtbuch direkt in Anwendung genommen.
Zuvor war ein großer Teil der Familie Junqueira in den Bundesstaat São Paulo gekommen. Die neue Umgebung mit ihrem kulturellen Hintergrund, bspw. Hirschjagden, und die andere Bodenbeschaffenheit führten dazu, dass die Junqueiras ihre Pferde durch neue Kreuzungen mit anglo-amerikanischen Pferderassen anpassten. In Minas Gerais wurde die Zucht dagegen konsequent nach ursprünglichen Kriterien fortgeführt.
Dies führte Mitte der 1940er Jahre insbesondere in Bezug auf den Gang zu Unstimmigkeiten zwischen den Züchtern und es kam zu einer Unterteilung der Mangalargas in Mangalarga Paulistas und Mangalarga Marchadores, wobei die viel geschätzte Marcha den Pferden mit den traditionellen Merkmalen nun offiziell den zweiten Teil ihres Namens gab. 1949 wurde dann die Associação Brasileira dos Criadores do Cavalo Mangalarga Marchador (ABCCMM) als Züchterverband für die Managalarga Marchadores gegründet.

Der Weg Nach Europa
Wie die Marchadores zu uns kamen…
Ab 1987 entstanden Kooperationen und Freundschaften von deutschen mit brasilianischen Züchtern und es gab einen ersten Messeauftritt der Mangalarga Marchadores auf der Equitana. Deutschland war das erste Land, das Pferde aus Brasilien importierte. Bei der Equitana 1989 gab es dann einen großen Auftritt in der Hop Top Show mit sieben Pferden, Samba-Tänzern und Beschreibung des Mangalarga Marchadores als Pferd für jedermann mit bequemen Gängen über lange Distanzen.
Ab diesem Jahr kamen bis zum Importverbot 2013 regelmäßig Transporte nach Deutschland. Die Importpferde wurden in Deutschland direkt an Privatleute weiterverkauft oder gingen zu Züchtern.
Die MMV
1989 wurde in Deutschland die Mangalarga-Marchador-Vereinigung e.V. – kurz MMV – gegründet. Das war der erste Zusammenschluss von MM-Begeisterten in Europa. Die MMV brachte mehrmals im Jahr Rundbriefe heraus mit vielen Informationen zur Rasse, Artikeln der Mitglieder zu persönlichen Erfahrungen und Anzeigen von Züchtern und Gestüten aus Deutschland und Brasilien. Es gab regelmäßige Treffen mit beispielsweise Seminaren zur Marcha, gemeinsamen Ritten, Austausch und Diskussionen. Etwa 14 Jahre später wurden die Aktivitäten der MMV eingestellt.
Die EAMM
Im Juli 2009 wurde auf brasilianische Initiative hin die EAMM gegründet, die European Association of Mangalarga Marchador e.V. Bis zum Importstopp gab es auch hier zahlreiche überregionale Aktivitäten wie Freundschaftstreffen in Deutschland und den Niederlanden, Working-Equitation-Turniere oder den Sela de Ouro von 2010 – 2013.
Vitrine do Marchador
Im Jahr 2010 startete das „Projeto Vitrine do Mangalarga Marchador“, ein Projekt, bei dem fünf Hengste nach Europa kamen und für Show- und Messeauftritte zur Verfügung gestellt wurden. Apolo do Salto, Norte do Conforto, Ourofino El Far, Patek de Maripá und Urano de Maripá waren die fünf Vitrine-Hengste, die von vier brasilianischen Züchtern nach Europa geschickt wurden.
Ziel des Showpferdeprojektes war es, die Mangalarga Marchadores als „Pferde ohne Grenzen“ und ideale Freizeitpferde in Europa bekannt zu machen. Die Hengste, alle mit Batida-Veranlagung, wurden auf verschiedenen Messen vorgestellt, u.a. der Equitana, der Pferd Bodensee, der FORUM, der Countryhorse und der Fiera Cavalli in Verona. Besucher hatten ebenfalls die Möglichkeit, die Pferde selbst auszuprobieren. Das Besondere an dem Projekt war die umfassende brasilianische Unterstützung: Die Züchter schickten ihre Pferde auf eigene Kosten und übernahmen deren Unterhalt für zwei Jahre. Auch die ABCCMM unterstützte die Initiative finanziell und war auf den Messen mit eigenen Ständen präsent.
Zeit des Importstopps
Ab 2013 waren Importe von Mangalarga Marchadores aus Brasilien nach Europa aufgrund der Infektionskrankheit Rotz nicht mehr erlaubt und die von den Brasilianern unterstützten Messeauftritte gab es nicht mehr. Dennoch gab es in Europa weiterhin engagierte Züchter. 2015 wurden drei Mangalarga-Marchador-Stuten aus den USA nach Frankreich exportiert und 2024 kam ein Hengst aus den USA nach Deutschland. Durch sorgfältige Auswahl der Linien und den Einsatz verschiedener Hengste, gab es ausreichend genetische Vielfalt, um die MM-Zucht erfolgreich fortzuführen. Daran hat sich auch bis heute nichts geändert und die Anzahl der MM-Besitzer steigt weiterhin. Um sich mit Gleichgesinnten austauschen zu können, wurde in Form einer privaten Initiative eine Liste mit Kontaktdaten aller am Dialog interessierten MM-Besitzer und -Freunde wieder aktiviert. Auf dieser Basis wurde 2025 die IGMM gegründet.
Im Jahr 2024 wurden zwei Bundesstaaten in Brasilien wieder zum Export nach Europa zugelassen: Rio de Janeiro und Santa Catarina. Für den Export von Pferden geeignete Flüge gab es allerdings aus diesen Gebieten noch nicht und so dauerte es bis 2025, bis wieder Pferde nach Deutschland importiert wurden. Pfingsten 2025 kamen drei Wallache der Zucht Agro Maripá in Frankfurt an. Aufgrund der hohen Kosten für Transport und Quarantäne war dieser Import jedoch vorerst der einzige.
Mangalarga Marchadores in der Welt
Außer in Deutschland werden die Mangalarga Marchadores auch in Frankreich, Dänemark, Italien, den Niederlanden, Tschechien, der Schweiz und Belgien gezüchtet. Auch außerhalb von Europa kam Interesse für die brasilianischen Gangpferde auf. 1991 kamen die ersten Mangalarga Marchadores in die USA, 2009 nach Kanada. In Südamerika ist Uruguay das erste Land außerhalb von Brasilien, in dem Mangalarga Marchadores gezüchtet werden. Die ersten Fohlen dort wurden 2015 geboren.

Eigenschaften und Gänge
Was die Marchadores so besonders macht…
In Brasilien ist der Mangalarga Marchador das Nationalpferd – das „Pferd ohne Grenzen“: Menschenbezogen, ausdauernd und leichtrittig vereinen die Marchadores die besten Eigenschaften ihrer iberischen Vorfahren inkl. einer guten Dressurbegabung und bieten dazu den bequemen Extragang „Marcha“ an. Die Pferde gelten als sanftmütig, freundlich, sensibel, leistungsbereit, gelehrig, mitdenkend und temperamentvoll, ohne aber heiß zu werden. Diese Mischung an guten Charaktereigenschaften, die Rittigkeit der Pferde und das edle Exterieur machen die Mangalarga Marchadores zu besonderen, vielseitig einsetzbaren Pferden.
Und so wurden sie in Brasilien auch gezüchtet: Für die Arbeit mit Rindern oder in Kaffeeplantagen, für das bequeme Reiten über lange Strecken und über unwegsames Gelände, für die Großeltern, die die Pferde zu Festen ritten und die Kinder, die die Pferde von dort zurückritten. Der vielfältige Einsatz wird heute bei den brasilianischen Meisterschaften im Rahmen der so genannten „Prova funçional“ geprüft, einer Prüfung, die Geschicklichkeit, Springen, Geschwindigkeit und Dressur beinhaltet.
Exterieur
Mangalarga Marchadores sind mittelgroße Pferde mit einem Stockmaß von 144 cm – 157 cm. Sie verfügen über einen harmonischen Körperbau mit hübschem Kopf, der in der Silhouette dreieckig sein und eine breite Stirn aufweisen soll. Auffallend sind die Ohren, die etwas größer als bei vielen anderen Rassen sind, mit leichter Sichelform und nach innen gebogenen Spitzen.
Die Farben der Marchadores sind sehr vielseitig mit einem Schwerpunkt bei Schimmeln (über 60%). Danach kommen in absteigender Reihenfolge Braune, Buckskin, Rappen, Schecken, Füchse (meist Dunkelfüchse) und Palominos vor. Schecken, in Brasilien „Pampa“ genannt, nehmen in ihrer Anzahl immer mehr zu. Die Braunen sind oft schwarzbraun oder kastanienbraun, selten goldbraun. Auch die Farbe Roan kommt vor, jedoch ebenfalls eher selten. Abzeichen sind grundsätzlich erlaubt und werden ebenso wie der Verlauf der Wirbel am Kopf zur Erhöhung der Identifizierbarkeit in das Papier eingetragen.
Gänge
Die Marcha ist der rassentypische Gang der Mangalarga Marchadores und gab ihnen in Abgrenzung zu den Mangalarga Paulistas ihren Namen. Sie ist als ein bequemer Viertakt mit viel Raumgriff bei mittlerer Geschwindigkeit definiert. Deutlich sichtbare Dreibeinfußungen sind ein typisches Merkmal in der Marcha, während vordere Einbeinstützen wie beim Tölt des Islandpferdes nicht erwünscht sind und eher als ein Zeichen von zu hoher Geschwindigkeit gewertet werden. Rasanz ist bei den Mangalarga Marchadores nicht gefragt, sondern bequeme Gänge, die viele Kilometer in angenehmen Reisetempo gehalten werden können.
Marcha Batida
Die Marcha Batida ist ein Viertakt, der zur Diagonalen, d.h. zum Trab hin, verschoben ist und alle Abstufungen der Marcha umfasst, die von einem „Trab mit Echo“ bis zu einem fast gleichmäßigen Viertakt reichen, der nur leicht diagonal verschoben ist (oft als Old-Style-Batida bezeichnet). Der Raumgriff ist in dieser Marcha-Variante größer und daher die Frequenz der sich abwechselnden Fußfolgen niedriger. Die Reiter nehmen leichte Auf- und Abbewegungen wahr, die immer noch bequem zu sitzen sind. In Brasilien wird die Marcha Batida oft als bevorzugte Variante der Marcha gesehen. Begründung ist, dass „vom Trab kommende“ Gangpferde oft taktklarer gehen, mehr Raumgriff haben, leichter angaloppieren können sowie besser im Gleichgewicht und wendiger sind – auf all das kam es bei der Farmarbeit an, bei der Marchadores eingesetzt werden. Da Batida-Pferde nicht zu unerwünschten Passverschiebungen neigen, können sie auch für gangunerfahrene Reiter und in ihrer Ausbildung Vorteile bieten.

Marcha Picada
Die Definition der Marcha Picada ist ungenauer. In vielen Quellen wird die Marcha Picada analog zur Marcha Batida beschrieben, nur dass die Verschiebung nicht in die Diagonale, sondern in die Laterale geht, d.h. zum Pass hin verschoben wird. Das würde bedeuten, dass eine Marcha Picada auch einen „noch gebrochenen Pass“ umfasst. Fakt ist aber, dass Verschiebungen zum Pass bei Mangalarga Marchadores unerwünscht sind. Als Marcha Picada ist daher vielmehr ein gleichmäßiger Viertakt zu sehen. Sie ist vor allem wegen ihrer besonderen Bequemlichkeit beliebt. Auf- und Abbewegungen des Reiters unterbleiben fast vollständig, während sich die Schrittlänge der Pferde verkürzt und die Frequenz der Fußfolgen höher ist. Pferde mit viel Go werden bei den Picada-Wettbewerben in Brasilien gut bewertet.

Marcha Media
Als Marcha Media, Marcha Ideal oder Marcha de Centro wird der „Gang in der Mitte“ bezeichnet, also eine Marcha zwischen der Marcha Batida und der Marcha Picada. Die Pferde laufen einen rhythmisch-gleichförmigen Gang, der für den Reiter erschütterungsfrei zu sitzen ist. Die Marcha Media hat mehr Raumgriff und mehr Schwung als die Picada, die Frequenz der Schritte ist niedriger. In Brasilien gibt es keine Media-Wettbewerbe, da die genauen Anforderungen an diesen Gang nie abschließend definiert wurden. So kommt es in den Beschreibungen der Media oft zu kleinen Unterschieden, wenn man mit verschiedenen Personen spricht. In der Praxis werden oft nur Marcha Batida und Marcha Picada als gängige Bezeichnungen verwendet, wobei zwischen Picada bei einem isochronen Viertakt und einer Batida bei einem diagonal verschobenen Viertakt unterschieden wird. In Brasilien gibt es keine Media-Wettbewerbe, da die genauen Anforderungen an diesen Gang nie abschließend definiert wurden.
Trab
Wie passen eigentlich Trab und Marchadores zusammen? Der brasilianische Zuchtverband für Mangalarga Marchadores ABCCMM hat in seiner Zuchtordnung festgelegt, dass eine Eintragung ins Stammbuch nicht möglich ist, wenn ein Pferd nur Trab und keine Marcha anbietet. Ein Mangalarga Marchador muss demnach zwingend über eine Marcha verfügen. Darüber hinaus kann auch ein taktreiner Trab vorkommen, der von vielen Reitern geschätzt und bewusst gefördert wird, um ihn bspw. für gymnastizierende Übungen und Dressureinheiten zu nutzen. Andere Reiter konzentrieren sich dagegen lieber nur auf die Marcha.
Einsatzmöglichkeiten
Mangalarga Marchadores sind vielseitig einsetzbare Freizeitpferde. Aufgrund ihrer besonderen Ausdauer und ihrer bequemen Gänge sind sie ideale Wanderreitpferde und werden auch für Distanzritte eingesetzt. Ihre Menschenbezogenheit und ihr freundliches Wesen macht sie zu Pferden für die ganze Familie oder auch für therapeutische Zwecke. Aufgrund der iberischen Vorfahren bringen sie zudem eine Dressurbegabung und eine schöne Galoppade mit. Sie sind wendig, mitdenkend und mögen interessante Aufgaben mit ihrem Menschen, so dass sie auch gut für die Disziplinen der Working Equitation eingesetzt werden können. Obwohl sie nicht für das Springen gezüchtet sind, werden vereinzelt Marchadores auch in Springwettbewerben vorgestellt.
Mangalarga Marchadores eignen sich demnach für viele Disziplinen und unterschiedliche Reitweisen. Sie besitzen viele Talente, so dass die Ausbildung über die Einsatzmöglichkeiten entscheidet. Für einen Reiter, der ein Gangpferd mit viel Vorderhandaktion oder für Gangreiten in hoher Geschwindigkeit sucht, ist ein Mangalarga Marchador allerdings weniger geeignet. Die Marcha soll bei geringer reiterlicher Einwirkung zu reiten sein und die Bewegungen der Pferde sollen für das Zurücklegen langer Distanzen eher ökonomisch sein. Dennoch gibt es auch in Deutschland Turniere, die sich gut für die MMs eigenen und auf denen sie ihre Stärken zeigen können, wie z.B. bei der IGV (Internationale Gangpferdevereinigung e.V.) in Prüfungen wie Trail, Rittigkeit, Naturtölt und Mehrgang oder sogar speziellen Picada- und Batida-Prüfungen.

